Pottkieker - Pressmitteilungen

Sozialküche
15.02.14

Förderverein übernimmt den Pottkieker in Dulsberg

Von Volker ter Haseborg
Foto: Marcelo Hernandez
 
Rund 1000 Abendblatt-Leser hatten die Sozialküche gerettet. Sie spendeten mehr als 211.000 Euro. Jetzt wacht der Verein über das Geld. Bis zu 120 alte Menschen bekommen hier täglich ein günstiges Mittagessen.
 
Dulsberg. Ohne die Abendblatt-Leser würde es den Pottkieker nicht mehr geben. Und auch die Gründungsversammlung des Fördervereins für die Dulsberger Sozialküche hätte nie stattgefunden. Hat sie aber.

Nachdem das Abendblatt im Oktober des vergangenen Jahres über die drohende Schließung des Pottkiekers berichtet hatte, forderten die Leser die Rettung der Einrichtung. Es blieb nicht bei den unzähligen Leserbriefen: Bis Ende Januar gingen Spenden in Höhe von 211.042,53 Euro ein. Rund 1000 Leser haben bislang gespendet.

Wenn der Pottkieker weiterhin vom Staat gefördert wird, könnte er mit diesen Mitteln drei Jahre überleben. Damit das nicht nur eine Vision ist, haben engagierte Hamburger am vergangenen Donnerstag den Förderverein Pottkieker gegründet. So eine Vereinsgründung ist ganz schön viel Bürokratie. Es gab eine Tagesordnung, die Satzung wurde verabschiedet. Unter Paragraf 2, Absatz 2 steht, dass der Verein Mittel "zur Förderung des Wohlfahrtswesens und zur Unterstützung hilfsbedürftiger Personen im Hamburger Stadtteil Dulsberg" beschaffen will und dadurch den Pottkieker erhalten will.

Im Pottkieker gibt es an jedem Werktag ein günstiges Mittagessen. Am Freitag der vergangenen Woche zum Beispiel Frikadelle, Spiegelei, Bratkartoffeln und Quark mit Früchten plus Getränk für insgesamt drei Euro. Es kommen an jedem Mittag bis zu 120 alte Menschen. Nicht nur, weil das Essen günstig ist. Sondern auch, weil sie hier andere Alte treffen können – und nach dem Essen noch bei einer Tasse Kaffee sitzen bleiben können zum Klönschnack. Altersarmut ist häufig auch die Armut an Kontakten im Alter.

Geleitet wurde die Gründungssitzung von Johannes Jörn von der Patriotischen Gesellschaft. Jörn hat viele Jahre selbst im sozialen Bereich gearbeitet. Als die Abendblatt-Leser spendeten, stellte die Patriotische Gesellschaft ein Spendenkonto zur Verfügung. Jörn steht seitdem in engem Kontakt zu Carmen Krüger, der Leiterin des Pottkiekers. Er half bei der Erstellung der Satzung und stellte seine Kontakte zur Verfügung. Denn Johannes Jörn hat schon häufig Vereine gegründet. Für Jörn und Krüger stand schnell fest: Der Pottkieker muss eigenständiger werden, damit er krisensicher ist.

Der Pottkieker wurde bislang vom Sozialträger Mook wat betrieben, der viele andere soziale Projekte macht. Die finanzielle Lage im Sozialbereich ist höchst angespannt – jedes Jahr kämpfte Mook wat und damit auch der Pottkieker um die Existenz. Im vergangenen Jahr musste Mook wat gar Insolvenz anmelden, mittlerweile ist der Träger aber aus dem Insolvenzverfahren so gut wie raus – und darf wieder Geschäfte machen.

Durch die Gründung des Fördervereins koppelt sich der Pottkieker jetzt ab. Mook wat ist jetzt Dienstleister für den Pottkieker, über die Qualität der Arbeit soll der Förderverein wachen. Zu den Gründungsmitgliedern gehören neben Johannes Jörn von der Patriotischen Gesellschaft zum Beispiel Uli Kluge vom Seniorenbüro Hamburg und Dietmar Sippel vom Verein "Alter und Pflege". Die Mitglieder wollen ihre Erfahrungen einbringen und Carmen Krüger und ihre Mitarbeiter beraten. Auch der Steuerberater Johan Sieveking ist Mitglied. Er engagiert sich schon in mehreren anderen sozialen Projekten, aber als er im Abendblatt von der bedrohlichen Lage für den Pottkieker erfuhr, wollte er helfen. "Der Pottkieker ist eine Einrichtung gegen die Vereinsamung von alten Menschen. Hier können sie ihre Sorgen teilen, hier können sie am kulturellen Leben teilhaben. Ich möchte dafür sorgen, dass diese Einrichtung langfristig erhalten bleibt", sagt er. Sieveking möchte vor allem seine Erfahrungen aus dem Wirtschaftsbereich einbringen.

Carmen Krüger berichtet von der guten Stimmung im Pottkieker. Die 15 Mitarbeiterinnen hatten schon die Kündigung erhalten – jetzt können sie weitermachen. Und auch bei den alten Menschen sei die Stimmung super, sagt Krüger: "Sie fühlen sich nämlich jetzt als Teil einer Erfolgsgeschichte."